2025

November

Farbfoto

Umsiedlung und Einheitstracht

Das gezeigte Bild dokumentiert ein bedeutendes Kapitel der bessarabiendeutschen Geschichte und zugleich die politisch aufgeladene Symbolkraft von Kleidung. Im Vordergrund stehen fünf Frauen, von denen drei in Kleidung zu sehen sind, die wie eine Tracht wirkt: Schwarze Röcke, schwarze Mieder und weiße Blusen mit roten, gestickten Monogrammen. Im Hintergrund erkennt man Baracken und weitere Menschen.

Sarajevo auf der Europakarte

Datierung: 1940

Aufnahmeort: Belgrad - Zemun, Serbien

Sammlung: Plattform Fortepan, Budapest

Das Bild entstand 1940 in Zemun, einem Stadtteil von Belgrad, und gehört zu einer Fotoserie, die die Umsiedlung bessarabiendeutscher Gruppen dokumentiert. Aufgrund des deutsch-sowjetischen Umsiedlungsabkommens von 1940 entschieden sich rund 93.000 Bessarabiendeutsche zur Umsiedlung aus ihren etwa 150 Siedlungen im heutigen Süden der Republik Moldau und Teilen der Ukraine. Die Organisation der Aktion unter dem Motto „Heim ins Reich“ übernahm die SS-geführte Volksdeutsche Mittelstelle (VoMi).


Zwischen dem 2. und 25. Oktober 1940 wurden die Umsiedler mit minimalem Gepäck von 30 kg pro Person zu den Donauhäfen gebracht. Von dort ging es in Ausflugsdampfern etwa 1.000 Kilometer donauaufwärts nach Prahovo und Zemun, wo Durchgangslager eingerichtet wurden. Bei der Umsiedlung wurden behinderte und kranke Menschen von ihren Familien getrennt und in Sondertransporten in staatliche Einrichtungen im Deutschen Reich verbracht. Dort kamen sie teilweise im Rahmen der nationalsozialistischen Krankenmorde ums Leben.


Freiwillige Helfer, darunter viele Donauschwaben aus Jugoslawien, unterstützten die Neuankömmlinge. Die drei Frauen in der abgebildeten Kleidung sind Mitglieder des Schwäbisch-Deutschen Kulturbundes, einer Organisation der Donauschwaben. Ab den 1920er-Jahren gewannen nationalistische Strömungen Einfluss auf die Kleidungskultur. Insbesondere in Jugoslawien, wo traditionelle Kleidung vielerorts verschwand, propagierten nationalsozialistische „Erneuerer“ eine sogenannte Einheitstracht.

Sie zielte auf Uniformität und politische Symbolik ab – im Gegensatz zur ursprünglichen Vielfalt der Alltags- und Festkleidung

 Die Einheitstracht sollte schlicht und günstig herzustellen sein, um allen zugänglich zu sein, und glich in ihrem Design vermeintlichen traditionellen Trachten, war jedoch vereinfacht.


Body Map ainer überlebenden des Bosnien-Krieges

„Ich bin wie ein Phönix, und du?“

Dieses Zitat gehört zu einer Body Map, entwickelt von einer Frau, die in ihrem Leben kriegsbedingte sexuelle Gewalt erlebt hat. Das Bild entstand während eines Workshops, an dem Überlebende solcher Gewalt und Kinder, die in Folge solcher Gewalt geboren sind, teilnahmen.

Auf dem Papier erscheinen zwei große Gestalten, die den Körper einer Frau darstellen, die während des Bosnienkrieges Vergewaltigung erleiden musste. Dieses Bild ist ein Ergebnis der Kunsttherapie "Body-Mapping", die zur Bewältigung traumatischer Erlebnisse dient. Diese Form der expressiven Kunsttherapie verwendet den Körper als Ausgangspunkt, um Geschichten über persönliche Erfahrungen zu erzählen und um Widerstandskraft und Resilienz zu fördern.

2024

November

Body map

Sarajevo auf der Europakarte

Datierung: 2020

Material: Papier

Entstanden: Sarajevo, Bosnien und Herzegowina

Sammlung: Muzej ratnog djetinjstva, Sarajevo

Foto: Muzej ratnog djetinjstva, Sarajevo

Eine Body Map setzt sich aus verschiedenen Elementen zusammen, die von der linken oberen Ecke aus gegen den Uhrzeigersinn gelesen werden. Zuerst wird das Motto der Überlebenden als ein Symbol dargestellt, mit dem sie sich am meisten identifiziert. Danach folgen ihre Erinnerungen in chronologischer Reihenfolge und ihre Hoffnungen, repräsentiert durch ein passendes Symbol. Der zentrale Teil der Body Map besteht aus zwei Silhouetten: Der vordere Körper zeigt die medizinischen Folgen und Auswirkungen des Traumas auf der physischen Ebene, während der Schattenumriss die Namen aller Personen enthält, die den Überlebenden unterstützen. Die wichtigsten Erinnerungen aus verschiedenen Lebensabschnitten wie Kindheit, Jugend, Zeit des traumatischen Ereignisses und das heutige Leben werden um die Silhouetten herum in Schrift oder Zeichnung hinzugefügt.

Die Ausstellung "Speaking out" in Sarajevo

Jährlich wird am 25. November der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen begangen. In bewaffneten Konflikten sind Frauen und Mädchen besonders von Gewalt betroffen. Sexuelle Gewalt in Kriegen existiert bereits seit der Antike. Sie wurde lange nicht thematisiert und als „Kollateralschaden“ bei Kriegshandlungen hingenommen.


Bei Kriegshandlungen, ethnischen Säuberungen und jüngst bei Terrorangriffen wird sexualisierte Gewalt gezielt als militärisches Mittel, als Kriegswaffe eingesetzt. Im Bosnienkrieg, in Ruanda, in der Ukraine und in Israel wurden die Gräueltaten nach der gleichen Logik begangen.  Erst seit den Massenvergewaltigungen im Bosnienkrieg wird das Thema sexualisierte Kriegsgewalt auch auf juristischer Ebene behandelt. Im Jahr 2002 wurde sie am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag erstmals als eigenständiger Strafbestand anerkannt und 2008 durch eine UN-Resolution als Verbrechen gegen die Menschlichkeit eingestuft.

Vielen Dank an das Muzej ratnog djetinjstva (War Childhood Museum) in Sarajevo für die Bereitstellung der Bilder.